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Winterwunderland

Ja, es ist kalt draußen, aber es sieht einfach schön aus. Und ehrlich gesagt bin ich mehr der Wintertyp. Zumindest so lange es nicht nasskalt ist. Ich mag den Winter und gegen die Kälte gibt es geeignete Mittel.

Wenn es nach mit ginge, dürfte es noch ein wenig weiterschneien und richtig frostig kalt bleiben. Mit dem Winter verbinde ich auch einige meiner schönsten Kindheitserinnerungen. Schlittenfahren bei Mondschein und Schneewanderung bei Vollmond zum Beispiel.

In den siebziger Jahren gab es einige sehr kalte Winter. Wenn ich mich nicht entschieden irre, war 1978 so ein Jahr oder 1977. Ich war noch Grundschüler und dementsprechend noch deutlich jünger als heute. Nun habe ich selbst Kinder in genau dem Alter, in dem ich damals war.
Es war entweder noch während der Weihnachtsferien oder an einem Wochenende kurz danach. Unsere wunderschöne Eifel war unter dickem Schnee begraben und die Welt lag in jener unglaublich schönen Ruhe, wie es sie nur im Winter gibt, wenn Schnee liegt. In diesem Winter hatten wir solche Mengen von Schnee, das wir auf dem Fußmarsch zu unserem kleinen Skihang teilweise bis zur Hüfte im Schnee versanken. Auch wenn es jeden Winter reichlich Schnee gab, so war es in diesem Jahr doch besonders viel.
An einem Abend nun in jenem Winter lagen wir Kinder bereits in unseren betten und schliefen, als unser Vater uns mitten in der Nacht weckte und uns sagte, wir sollten uns anziehen. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ob ich mich wunderte, ob ich klaglos aufgestanden bin oder lieber in meinem Bett liegen bleiben wollte. Ich kann mich auch nicht mehr daran erinnern, wie wir heimkamen, ob es einen warmen Kakao gab oder nicht. Ob ich wohl dann gleich wieder ins Bett gegangen bin, weiß ich auch nicht mehr.
Aber die fast taghelle Nacht, die Kälte, die unglaublich klare und reine Luft, das Knirschen des Schnees unter unseren Schuhen und die magische Stille werde ich nie vergessen. Ebenso wenig den unglaublichen Blick von den Hügeln herab auf das vom Mondschein erleuchtete Heimatdorf.
An manchen Stellen auf unserem Weg querfeldein war der Schnee durch Verwehungen noch deutlich höher und einige male musste mein Vater mir weiterhelfen, weil ich Knirps da alleine versunken wäre. Es war unglaublich schön in dieser Nacht und so weit ich mich erinnere, haben wir die Stille und Schönheit nicht durch Worte gebrochen. Diese Erinnerung an das Licht, den Schnee und die Schönheit dieser Winternacht habe ich regelmäßig im Winter. Ein Grund mehr für mich, die kalte Jahreszeit zu mögen.
Seltsamerweise habe ich mit meinem Vater nie über diesen nächtlichen Schneespaziergang unterhalten, ob es für ihn genauso unglaublich, genauso verzaubert und genauso schön war wie für mich. Und heute würde ich mich gerne bei ihm bedanken für die Einzigartikeit dieses Momentes und mich mit ihm darüber austauschen. Nur leider geht das nicht mehr.
Aber irgendwie, auch wenn ich ihn nicht mehr fragen kann, bin ich mir sicher, das er diese Nachtwanderung genauso genossen hat wie ich.