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Von einem Bundespräsidenten den viele nicht wollten, den viele nicht bemerkten und dem die Vielen nichts bedeuten

Christian Wulff, Wunschkandidat der Kanzlerin statt Kandidat der Herzen. Jüngster Bundespräsident bisher und aussichtsreicher Kandidat für die kürzeste Amtszeit. Ein Präsident in der Kritik, der seltsam zurückhaltende Unterstützung erfährt, denn was kann es schon bedeuten das "vollste Vertrauen" unserer Kanzlerin zu haben. Inflationär und nutzlos ist dieses Vertrauen, das lehrt uns die Causa Guttenberg.
Vielleicht ist es ja bei Wulff so ähnlich wie bei Guttenberg. Dort war politisches Talent gefragt, er sollte ja kein wissenschaftlicher Mitarbeiter sein. Aber wie formulieren wir das für Herrn Wulff um?
Vielleicht so: "Ich habe einen publikumswirksamen Präsidenten gesucht und keinen Bilanzbuchhalter."

Und noch eine parallele zur Causa Guttenberg: Man hört sie wieder, die Kritiker der Kritiker. Die Argumente, so sie denn welche sind, klingen seltsam bekannt. Hetzjagd, Medienkampagne, aufgebauscht, Vorwürfe ohne Grundlage, Verantwortungslose Medien und das Hammerargument: Beschädigung des Amtes! Dank Köhler (war der nicht auch mal Bundespräsident) haben wir gelernt, das man ein Amt beschädigen kann.

Kann man das? Etwas abstraktes beschädigen? Ein Amt?

Ich habe da meine Zweifel und halte sie für berechtigt. Das Amt des Budnespräsidenten ist ein Verfassungsorgan. Die Aufgaben und Pflichten und auch die Rechte sind, weil in der Verfassung, quasi unantastbar. Die Verfassung gibt diesem Amt aber aber keine Garantie seiner Reputation geschweige den überhaupt eine Persönlichkeit, alles sachlich und neutral. Mehr kann und soll die Verfassung auch nicht, weil sie lediglich das Amt als Verfassungsorgan und nicht den Menschen der es bekleidet im Blick hat.

Damit sind wir bei Stufe zwei. Das "Amt" ist also etwas abstraktes. Aufgaben, Rechte und Pflichten sind in der Verfassung festgelegt. Nun gilt es also das Amt zu "bekleiden" - nämlich mit einer Person. Die Erfüllung dieser würdigen Aufgabe wurde uns dieses Jahr ausführlich dargestellt und spricht für sich. Das "Amt" des Bundespräsidenten war von den Vorgängen der Wahl übrigens ziemlich unberührt. Nun denn, ich wollte ja zur Stufe zwei: heißt Die Person des Bundespräsidenten und aha: Jetzt kommen die interessanten Dinge: Denn diese Person soll ja nun die verfassungsgemäßen Aufgaben übernehmen. Unter anderem soll er Repräsentant des Volkes sein. Daraus ergeben sich natürlich weitere Anforderungen. Ich möchte das nicht weiter ausführen, aber einen zentralen Punkt möchte ich dennoch explizieren. Die Person des Bundespräsidenten hat eine Menge Eigenschaften zu erfüllen, alleine nur für das "Repräsentant" sein. Gerne angeführt wird einwandfreies moralisches Verhalten. Aber das nur nebenbei.

Interessant wird es bei Punkt drei und das nervt mich ungemein an den Beschützern des Fehlerbehafteten: Kritik am Fehlerbehafteten beschädigt das Amt. Ja seid ihr denn noch bei Trost?
Das Amt ist ein Verfassungsorgan und kann nicht beschädigt werden, weil abstrakt.
Die Person des Präsidenten kann beschädigt werden, wie jeder andere Mensch auch.
Das Amt des Präsidenten, wenn überhaupt möglich, kann nur durch die Person des Bundespräsidenten beschädigt werden, z.B. durch falsche Person im Amt.
Und endlich viertens: Was tatsächlich erheblichen Schaden nehmen kann ist die öffentliche Wahrnehmung unserer Politiker, das Vertrauen in deren Entscheidungen, das Vertrauen in die wirklichen Motive ihres Handelns - kurz das Vertrauen in unsere Demokratie. Mehr noch als die Person Wulff vielleicht das Amt des Präsidenten beschädigt hat, haben diejenigen unsere Demokratie beschädigt, die die falsche Person ausgewählt haben. Wulff war nicht unumstritten, hier hilft die Erinnerung an seine Wahl. Die Enttäuschungen der Befürworter des anderen Kandidaten zeigen sich als berechtigt. So fühlt es sich eben an. Und seinen Gefühlen lässt man schon mal freien Lauf. Ich finde Herr Wulff kann sich hier nicht beschweren, denn so sehr unsachlich finde ich die Auseinandersetzung mit den Vorwürfen nicht. Anders als man es vielleicht hätte erwarten können.

Gibt es eigentlich keine Facebook-Gruppe, wo man für den Abtritt stimmen kann?

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