Skip to content

Pfiffe beim 4:0

Nach dem Länderspiel Deutschland gegen Kasachstan war Bastian Schweinsteiger empört über die Pfiffe des Publikums in der zweiten Halbzeit. Auch andere Spieler wunderten sich, allerdings zurückhaltender. Am Tag darauf las ich in der Presse diverse Mutmaßungen darüber, warum das Publikum gepfiffen habe. Da war zum Beispiel vom (Erfolgs-)Verwöhntem Publikum die Rede.

Dem möchte ich etwas entgegen setzen.

Ich bin nun deutlich mehr als doppelt so alt, schaue Fußball so lange ich denken kann und habe selbst die Hälfte meines Lebens (o.k. etwas weniger als die Hälfte, so alt bin ich schon!) gekickt. In dieser meiner Fußballlebenszeit habe ich mir auch immer die Spiele der Nationalmannschaft angesehen. Es gab gute, und es gab schlechte Zeiten. Zur Zeit leben wir in besseren Zeiten. Aber rundum begeisterungswürdiger Fußball sieht anders aus. Ich freue mich darüber, das ich mich seit einigen Jahren nicht mehr schäme, wenn die deutsche Nationalmannschaft spielt. Mehr noch würde ich mich aber freuen, wenn ich bei den Spielen der Nationalmannschaft Leidenschaft und Begeisterung spüren würde. Und zwar nicht nur bei den großen Turnieren. Da fehlt mir einfach eine gewisse Konstanz in der Begeisterung der Spieler. Ein bisschen mehr Borussia wäre schön.

Das Länderspiel in Kaiserslautern habe ich im Stadion verfolgt. In Begleitung meiner sehr fußballbegeisterten Söhne (8+6). Ein Riesenspektakel für so junge Kicker: Die Kulisse im Stadion, die Idole auf dem Rasen, die erste Stadionwurst. 47849 Zuschauer mit zurecht hohen Erwartungen an ein klares Ergebnis und nach bereits drei Minuten sah es so aus, als ob man was zu sehen bekäme. Erste Halbzeit war auch gut, die Kinder restlos begeistert.

Und nun zu Herrn Schweinsteiger: 47849 Menschen nehmen zum Teil einen sehr weiten Weg auf sich, zahlen nicht wenig für die Eintrittskarte, freuen sich auf ein schönes Erlebnis und dann? Zweite Halbzeit ...

Mein kleiner Sohn sagte: "Das ist langweilig!" Und er hatte recht. Und mir brach genau da das Herz. Warum hat der junge Mann mit seiner aufrichtigen Begeisterung für diese Spieler da unten diese Enttäuschung verdient? Ein einzigartiges Erlebnis war der Stadionbesuch für ihn dennoch, aber eben mit einem Wehrmutstropfen. Eine Nationalmannschaft, die keine Lust hatte, die sich den Ball querschob und keine Anzeichen zeigte, mal was zu riskieren, wobei riskieren bei diesem Gegener ein nahezu albernes Wort ist (Entschuldigung Kasachstan, aber das wirkte nicht wirklich so, als ob da was hätte passieren können).

Und als mein Sohn sagte es langweile ihn, da habe ich, der eigentlich nichts von Pfiffen im Stadion hält, - gepfiffen! Und zwar laut und deutlich. Und ja - es war eine Unmutsbekundung! Aber eines war es eben auch - Herr Schweinsteiger - es war eine Aufforderung sich mehr zu bemühen. Schade, das Sie das nicht verstanden haben sondern lieber beleidigt sind. Sollte ich mit meinen Söhnen mal wieder bei ihnen im Stadion sein, und sie halten es nicht für nötig sich mehr zu bemühen, dann hören Sie genau hin. Dieser grelle, sehr lang gezogene Pfiff, der ist von mir. Das ist dann die Bitte an Sie, meine Söhne nicht zu enttäuschen, das haben die beiden nicht verdient. Das sind nämlich zwei prächtige junge Männer und von ganzem Herzen Fußballspieler.

Der Vorleser

Nein! Nicht der Kinofilm, sondern ein kleiner sechsjähriger, der sehr zum Erstaunen seiner ganzen Umwelt sich das Lesen selbst beigebracht hat!!!

Papa und Mama sind ziemlich stolz und der große Bruder (8-Jahre) sagt : "Boah" Kannst Du geil lesen!"

DSCN1695.FLV

Sargnägel der Demokratie

Als einen Sargnagel der Demokratie, so lies uns es die Presse wissen, hatte Norbert Lammert die Vorgänge um die Dissertation des ehemaligen Verteidigungsministers Freiherr von und zu Guttenberg genannt. Damit meinte er aber mitnichten die unredliche Art und Weise, in der besagter Freiherr sich seine Dissertation erschlich. Und in der Tat ist dies nach einigem Nachdenken kein Skandal, nicht einmal ein Skandälchen. Es ist der hilflose Versuch etwas sein zu wollen, was man nicht ist, was man nie sein wird und zu dem jede ernsthafte Befähigung fehlt. Aber das ist gewissermaßen Schnee von gestern und erst im nächsten Winter wieder aktuell.

Was Norbert Lammert so beschäftigte, waren die so genannten "Begleitumstände". Der völlig missglückte Versuch des Freiherrn sich aus der Affäre zu ziehen ist dabei in meinen Augen nur der geringste Aspekt. Was soll er auch tun, der arme Tor? Auf frischer Tat beim Süßigkeiten naschen ertappt, sagt der Kleine Übergewichtige "Ich war's nicht". "Natürlich nicht" sagt die Mutter und verhängt Hausarrest.

Der eigentliche Skandal um den Freiherrn von und zu Guttenberg ist es, das sich eine gesamte politische Front nicht entblödete, die Bevölkerung für dumm zu verkaufen. All die Unterstützungsbekundungen mit ihren mehr als zweifelhaften Rechtfertigungen haben dem denkenden Menschen eindrucksvoll vor Augen geführt, das in Deutschland mit zweierlei Maß gemessen wird. Und schlimmer noch: das dies nicht aus ehrenhaften Motiven geschieht.

Ich möchte das auch gar nicht allzu breit ausschlachten. Die gesamte Affäre Guttenberg ist bestens und ohne digitalen Radiergummi im Gedächtnis des Internets archiviert und jeder der möchte, kann sich sein eigenes Bild von einer armselig agierenden Kanzlerin, einer lavierenden FDP, einer ohnmächtig-sehnsuchtsvollen CSU und einer völlig überforderten Opposition machen.

Allerdings sollte man die Befürchtung des Herrn Lammert, sollte man den Gedanken an einen Sargnagel der Demokratie noch nicht beiseite legen. Denn  die gleichen Menschen, die diesen Sargnagel nicht nur geschmiedet und mit aller Wucht ins Holz getrieben haben, haben möglicherweise nichts dazu gelernt.
Das was in den vergangenen Tagen unter dem Eindruck der schweren Naturkatastrophe in Japan geschehen ist, lässt mich fassungslos staunen. Eine Regierung, die bis an die Zähne bewaffnet einem Volk eine Verlängerung der Laufzeiten von alten Atommeilern in Deutschland aufgezwungen hat, flüchtet sich nun aus wahlkampftaktischen Gründen in die Arme der AKW-Gegner. Der waidwunde Mappus ist im Bild, als die Kanzlerin die Schliessung alter Meiler verkündet.

Das Verhalten der Regierungsparteien ist durchschaubar und legt eine Vermutung nahe. Die Kommentare in der Presse weisen hierzu den Weg. Es wird Wahlkampf betrieben.

Aber sollte sich dieses Vorgehen tatsächlich lediglich als Wahlkampf erweisen, sollte die Verlängerung der Laufzeiten nicht endgültig zurückgenommen werden, sollte sich das jetzige Verhalten als purer Stimmenfang und Volksveräppelung erweisen, dann stehen den ehemaligen Verfechtern der Atomenergie schwere Zeiten ins Haus.

Die Nägel für ihren Sarg haben sie dann selbst geschmiedet. Einschlagen werden sie Andere.


Schön

Ein froher Morgen die erwachten Seelen grüßt,
Die nicht einander ängstlich sich belauern;
Denn Liebe liebend alle Dinge in sich schließt
Und läßt den kleinsten Raum zum All sich weiten.
Laßt die Entdecker nur nach neuen Welten gehen.
Laßt andere auf Karten Welt an Welten sehen.
Laßt uns nur unsere Welt, ein jeder hat und ist sie selbst.
(John Donne)