Skip to content

Ideenreich

Ideenreich kann man nicht nur sein, sondern man kann dort auch leben, im Reich der Ideen. Dort kann man Urlaub machen vom Alltag und in einer besseren Welt sein. Und das Schöne daran? Je reicher man an Ideen ist, desto größer wird das Ideenreich.

Ich male mir oft meine Ideen aus, die ich zugegebenermaßen auch reichlich habe. Da sind Geschäftsideen, mit denen ich erfolgreich werde. Politische Ideen, mit denen ich den Menschen ein besseres Leben schenke. Soziale Ideen, mit denen die Welt um einiges besser und gerechter wird. Und manchmal hänge ich Ideen nach, die alle drei Aspekte unter einen Hut bringen.

Lange Zeit habe ich mir immer wieder eine Idee ausgemalt, in der ich Waschmaschinen produzierte. Aber die Waschmaschinen waren dabei nur Nebensache. Im Kern ging es um die Frage: Warum sollte es nicht möglich sein, eine Waschmaschine hier vor Ort herzustellen, mit Teilen und Zubehör, das auch von hier stammt. Waschmaschinen, die noch mehr von Hand zusammengebaut werden und damit Arbeit geben. Waschmaschinen, die dennoch einen akzeptablen Preis, aber eine hohe Qualität haben.
Ich werde das nicht alles beschreiben, was ich mir ausgemalt habe und was ich mir vorgestellt habe, wie es denn gehen könnte. Aber auf einen Punkt kam ich immer wieder zurück: das ganze würde nur dann gehen,wenn man keine übertriebenen Erwartungen daran stellen würde. Besonders keine übertriebenen Gewinnerwartungen. Ich habe mir immer vorgestellt, dass es gehen müsste, wenn alle Beteiligten mit etwas Bescheidenheit und “realistischen” Verdiensterwartungen ran gehen würden. Alle Beteiligten sollten davon anständig leben können und denen, die mehr zum Erfolg beitrügen, würde auch etwas mehr zustehen. An diesem Punkt habe ich mich gedanklich immer am längsten aufgehalten, denn was heißt gut? Was sind Ansprüche und was ist Bescheidenheit? Und wie betrachte ich das im Zusammenhang unserer Gesellschaft, in der es so viele Optionen gibt, so viele Wünsche geweckt werden und so viele Ansprüche bestehen?

Insgesamt habe ich viele Stunden damit verbracht mir dieses Waschmaschinenunternehmen vorzustellen und habe mich gefragt: “Gibt es denn niemanden der das könnte und auch will?” Es wäre doch machbar und viele Menschen könnten sehr zufrieden davon leben.

Warum ich das so erzähle? Warum ich es nicht noch genauer erkläre?

Nun –inzwischen gibt es etwas vergleichbares. Es sind keine Waschmaschinen, aber im Kern ist es die Idee einer anderen Form von Arbeit und Produktion. Eine andere Sicht von Gesellschaft und Gerechtigkeit. Es ist viel weniger Gewinn und Kapital. Und es ist sehr viel Mensch und Gemeinschaft. Es ist ein eigenes kleines Reich aus Ideen und es war sehr Ideenreich dorthin zu kommen. Ich bewundere es und hoffe, das es mehr davon geben wird. Viele unbeantwortete Fragen könnten damit beantwortet werden. Und vielleicht ist es noch mehr als das, was man bis jetzt sehen kann.

Aber macht Euch selbst ein Bild davon – http:///www.manomama.de

Und googelt Euch schlau über manomama und Sina Trinkwalder. Vielleicht werdet Ihr auch ein Fan davon . so wie ich einer bin. Denn schon nur mit diesem einem Unternehmen ist unsere Welt schon ein ganz klein wenig besser geworden.

Prostitution in Deutschland

Kopfschüttelnd verfolge ich gerade die Diskussion darüber, inwiefern die Gesetzgebung in Deutschland nun Prostitution, Menschenhandel und/oder Zwangsprostitution fördere und wie man nun in Zukunft mit dem Thema umgehen möchte.
Mit Alice Schwarzer und der MöchteGernGroßenKoalition auf der einen Seite und den Prostituierten/Sexarbeiterinnen auf der anderen Seite ist dies ein weites Feld, das neben dem Austausch von Weltanschauungen und Freiheitsanschauungen eben auch schlichte gesellschaftliche (moralische?) Reflexe aktiviert.
Beide Seiten glauben gute Argumente zu haben (aus Ihrer Sicht), beide Seiten glauben das Richtige für die (überwiegend) Frauen zu tun und beide Seiten reklamieren eine höchst zweifelhafte Deutungshoheit (so was gibt es eigentlich nicht) für sich.

Und ich sitze nun hier und frage mich das für mich offensichtliche:
Was ist an diesem Thema so schwierig???

Wenn es stimmt, das Frauen (überwiegend) freiwillig tun, wenn es ein Eingriff in die freie Berufswahl ist, wenn es andererseits (Zwangs-)prostitution und Menschenhandel fördert, was hindert uns daran ES zu ändern?
Nicht den (bösen) Mann, der diese (Dienst-)Leistung in Anspruch nimmt.
Von den Freiern etwas zu fordern, was Staates-Pflicht ist, nämlich sicherzustellen, das es in unserem Land keine Zwangsprostitution gibt, den Freiern damit zu überfordern, und die Verantwortung abzuwälzen und mehr noch, dies mit Strafe zu bewähren, ist keine Lösung.

Eine Lösung aber wäre es:

  • Prostitution frei zu geben, zu erlauben, ohne wenn und aber
  • Prostitution mit der Auflage einer Melde- und Sozialversicherungspflicht zu versehen
  • Prostitution damit jedem anderen Beruf gleichzustellen, bei dem ein Sozialversicherungsausweis notwendig und mitzuführen ist
  • genügend Kontrolleure bereitzustellen und die entsprechenden Lokalitäten, Aufenthaltsorte, Kontaktorte engmaschig zu kontrollieren
  • die (überwiegend) sexarbeitenden Frauen nicht alleine zu lassen, sondern massiv in Hilfe und Aufklärung zu gehen
  • und am Wichtigsten: die eigenen (christlichen oder religiös oder feministisch) motivierten Sichtweisen einmal außer Acht zu lassen und beispielsweise denjenigen zu glauben, die angeben, das freiwillig tun.

Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, den Staat mit einer Freierhaftung aus der Pflicht zu entlassen, die Sexarbeiter(innen) im Stich zu lassen und eine einfache Regelung nicht einmal zu diskutieren: Prostitution und/oder das Anbieten sexueller Dienstleistungen ist ohne wenn und aber erlaubt, wenn der Nachweis einer Sozialversicherung im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit nachgewiesen kann. (Sozusagen der Freiberufler mit Versicherungspflicht in den gesetzlichen Versicherungen).

Bin ich zu naiv - oder wäre das eine Lösung?